Altes Land
Schauspiel nach dem Roman von Dörte Hansen mit dem Ensemble des Ohnsorg-Theaters aus Hamburg
Als Preußin losmarschiert und als Gesindel angekommen: Die russischen Truppen sind im Anmarsch und Witwe Hildegard von Kamcke kann nicht in Ostpreußen bleiben. Anfang 1945 begibt sich mit ihrem vier Monate alten Sohn Gregor und ihrer fünfjährigen Tochter Vera auf die Flucht nach Norddeutschland. Ihr Sohn erfriert auf dem Weg im Kinderwagen, Mutter und Tochter kommen durch und stranden auf der Suche nach einem neuen Zuhause im Alten Land. Dit Huus is mien und doch nich mien lautet die Inschrift am Giebel des Reetdachhauses, in dem sie schließlich unterkommen. Das Haus gehört der Bäuerin in sechster Generation Ida Eckhoff, deren Mann Friedrich acht Jahre zuvor tot im Entwässerungsgraben lag. Sie duldet Hildegard von Kamcke und ihren „Polackenbalg“ nur bei sich, weil die Preußin auf dem Hof hart arbeitet. Und zwischen Apfel- und Kirschbäumen und bei rauem Klima bleiben die Dorfbewohner misstrauisch und unzugänglich. Als ihre Mutter sie irgendwann für ein besseres Leben in Hamburg verlässt, bleibt Vera allein zurück in ihrem neuen Zuhause, das ihr auf immer fremd bleiben soll.
Die Jahre gehen ins Alte Land – dann stehen plötzlich wieder zwei Heimatsuchende vor der Tür des alten Reetdachhauses: Veras Nichte Anne mit ihrem kleinen Sohn Leon, die das Leben im angesagte Szeneviertel Hamburg-Ottensen, die musikalische Früherziehung und Latte Macchiato hinter sich lassen wollen oder auch müssen.
Dörte Hansens Roman wurde mehrfach ausgezeichnet und war der Jahresbestseller 2015. Die BRIGITTE lobte damals: Mal ironisch, mal anrührend. Ein amüsanter Blick aufs Landleben, der ohne Klischees auskommt.
Die Adaption der humorvollen und zugleich berührenden Geschichte feierte ihre Uraufführung in der Theaterei Herrlingen. Diese Spielfassung für drei Schauspielerinnen ist ganz pur und nah am Originalroman und eben sie wir in Langen als Produktion des Hamburger Ohnsorg Theaters zu sehen sein. Es wird also diesmal gespielt und erzählt: Über die Vererbung des Traumas der Vertreibung, Apfelbauern im Alten Land, über starke Frauen, die wirren Aussteigerideen saturierter Städter vom Landleben und ein altes, altes Haus.
Dass das Ohnsorg-Ensemble immer professionell und immer ein Erlebnis, immer Theater vom Feinsten ist, bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung. Aber diesmal scheint es wieder sich selbst übertroffen zu haben, wenn man der Presse glauben darf: Packend! Herausragend! Hier wird ein Bestseller zum gefeierten Theaterabend, urteilt die Hamburger Morgenpost und das NDR-KULTURJOURNAL stellt fest: Perfekt!
PS. Das Bühnenstück gewann übrigens 2022 den Monica-Bleibtreu-Preis in der Kategorie Zeitgenössisches Drama.
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