Reginas Gäste: Umkämpfte Zone
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9,80 Euro inkl. Gebühren
- Fachdienst Kultur und Sport
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Regina Heidecke im Gespräch mit Ines Geipel
Kunst/Kultur | Neue Stadthalle LangenVerschweigen, wegerzählen, umdeuten, nivellieren, ausblenden, vermeiden, vergessen. Das für die DDR-Geschichte so signifikante Thema der Schuldverhüllung greift Ines Geipel aus der Sicht mehrerer Generationen auf: Mit ihrem Buch „Umkämpfte Zone. Mein Bruder, der Osten und der Hass“ bricht sie das „toxische Schweigen“ erfolgreich und bezieht die Fehler in der DDR auf die aktuelle große Wut und die rechten Tendenzen im Osten. Regina Heidecke, Journalistin und Moderatorin der Veranstaltungsreihe „Reginas Gäste“, hat Geipel zur Lesung und einem anschließenden Gespräch für Sonntag, 4. Oktober, 17.30 Uhr, in die Neue Stadthalle Langen eingeladen.
Das im Klett-Cotta-Verlag erschienene Buch sucht Antworten auf das Warum der Radikalisierung, erzählt von den Schweigegeboten nach dem Ende der NS-Zeit, der Gesichtsklitterung der DDR und den politischen Umschreibungen nach der deutschen Einheit. Ines Geipel sieht Zusammenhänge zwischen den Verdrängungsmustern der DDR und dem aggressiven Angstsystem, den Lügen, auf denen die DDR ihren Staat aufbaute und auf die der Osten später mit einem kollektiven Gedächtnisverlust reagierte – das betrifft auch ihren Bruder, mit dem sie in ihrer Kindheit den Gewaltexzessen des Vaters ausgeliefert war, den sie in den letzten Wochen seines Lebens begleitete und der ihr den Anstoß für das Buch lieferte.
Geipel schreibt die Geschichte der DDR als ein Drama der jahrzehntelangen Schuldverdrängung, in dem die zahlreichen Belege für antisemitische Übergriffe in den Schubladen der SED-Funktionäre verschwanden. Ein beachtlicher Aktionismus sei nötig gewesen, bis der SED diese „prekäre Achsendrehung“ über die Jahre gelang. Seriöse Vergangenheitsbewältigung konnte unter diesen Umständen nicht stattfinden. Vielmehr wurde eine gezielte Vergessenspolitik wirksam. Verdrängung und Verleugnung prägten und prägen die Gesellschaft bis ins Private hinein und korrespondieren mit dem generellen Gedächtnisverlust, wie die Autorin mit der eigenen Familiengeschichte eindrucksvoll erzählt.
Als „Kindheit im Terror“ beschreibt die Autorin ihr Aufwachsen in Dresden mit einem Vater, der zum einen Direktor des Dresdner Pionierpalastes Schloss Albrechtsberg, zum anderen als Terroragent mit acht Identitäten für die Abteilung IV für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) im Einsatz war – auch wenn Geipel das erst mit dreißig Jahren herausfindet, gemeinsam mit der Tatsache, dass ihre beiden Großväter bei der SS waren.
Doch ihr Vater ist nicht ihr einziger persönlicher Bezug zu den unzähligen Fehlern der Stasi. 1974 schickten ihre Eltern sie nach Thüringen auf die Internatsschule in Wickersdorf, eine „Spezialschule mit erweitertem Russischunterricht“, die dem MfS mit einem Patenschaftsvertrag verbunden war. Anfang der 1980er kam sie zu der DDR-Nationalmannschaft der Leichtathletik und wurde dabei eines der zahlreichen Opfer des organisierten Dopings. Als sie sich 1984 in einem Vorbereitungslager auf die Olympischen Spiele in einen mexikanischen Geher verliebte, vereitelte die Staatssicherheit ihre Fluchtpläne mit ihm und bespitzelte sie von nun an durch den Speerwerfer und späteren Trainer von SC Motor Jena. Bei einer Blinddarmoperation wurde ihr im Stasi-Auftrag der gesamte Bauch samt Muskulatur durchschnitten, sodass sie im Jahr darauf ihre Sportler-Karriere abbrechen musste.
In Jena begann sie mit einem Germanistikstudium; eine Dissertation wurde ihr weiterhin verweigert. 1989 schaffte Ines Geipel es dann, über Ungarn aus der DDR und nach Darmstadt zu fliehen, wo sie schließlich an der Technischen Universität ein Magisterstudium der Philosophie absolvierte.
Von 2013 bis Dezember 2018 war sie Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfevereins und bekam 2011 für ihr Engagement für in der DDR unterdrückte Literatur sowie ihrer Aufarbeitung des DDR-Zwangsdoping-Systems samt Entschädigung der Opfer das Bundesverdienstkreuz. Mittlerweile lebt sie in Berlin und lehrt als Professorin an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ deutsche Verssprache.
Die rechte Tendenz im Osten führt Geipel darauf zurück, dass sich viele Opfer mit ihren schlimmen Erfahrungen nicht anerkannt fühlen würden. Angst würde zur politischen Realität, indem rechte Parteien immer wieder auf alte Ohnmachtserfahrung zielen und diese Ohnmacht mit der vermeintlichen Willkür des Establishments, der Eliten kurzschließen würden. Die rechte Politik verspreche ein neues Kollektiv, ein neues „Wir“, wodurch sich der Osten mehr und mehr zu einer merkwürdigen Retro-DDR zusammenschiebe – etwas, das es eigentlich nie gegeben habe.
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